Tomaš Lunak (Regie): Alois Nebel, nach der Vorlage von Jaromír 99, deutsch, tschechisch (82 Min.) s/w, FSK ab 12, Hamburg Indigo, 2014.
Spektakuläre Geisterfahrt
Die Dämonen der Vergangenheit. Nachts, mit dem Rauschen der Züge holen sie den Fahrdienstleiter Alois Nebel immer wieder ein. Er wird sie nicht los, die Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, an die Vertreibung der deutschen Bevölkerung, an die sowjetische Besatzung. Dabei könnte er eigentlich ein so beschauliches Leben am abgelegen Bahnhof Bilý Potok, mit deutschem Namen Weißwasser, im Altvatergebirge haben. Der perfekte Job und der richtige Ort für einen Einzelgänger, wie es Nebel ist. Ob seine Kindheitserlebnisse schuld an seiner Kontaktscheue sind? Er landet im Sanatorium. Wird wie ein Stück Treibholz nach Prag geschwemmt und kehrt in eine fremde Welt heim. Um ihn herum hat sich der fundamentale Wandel der Jahre 1989 und 1990 vollzogen...
Nun liegt die deutschsprachige Version der Verfilmung des Comics von Jaroslav Rudiš auf DVD vor. Spektakulär die Bildästhetik des Rotoskopie-Verfahrens.
„Die Zeit“ schrieb: „Auch in Deutschland wünscht man Alois Nebel und seiner spektakulären Geisterfahrt ins Verdrängte viele Fans.“ Diesem Wunsch schließt sich der Rezensent an.
Matthias Dörr