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Wolf-Dieter Hamperl (Hg.)/Jaroslav Baštař: „Ich war zwölf Jahre im Grenzgebiet (1948-1959).

Viel ist schon publiziert worden über das, was sich im Grenzgebiet sowie im gesamten ehemaligen Sudetenland bei der Vertreibung der deutschen Bewohner ereignet hatte. Kaum etwas ist aber bisher über die Situation in Tschechien in den ersten Jahren danach zu lesen.

Augenzeugenbericht aus dem westböhmischen Grenzgebiet

Viel ist schon publiziert worden über das, was sich im Grenzgebiet sowie im gesamten ehemaligen Sudetenland bei der Vertreibung der deutschen Bewohner ereignet hatte. Kaum etwas ist aber bisher über die Situation in Tschechien in den ersten Jahren danach zu lesen. Diese Lücke füllt nun – zumindest für einen Bereich im westböhmischen Grenzgebiet – eine Neuerscheinung. Es sind dies die Erlebnisse, die Pfarrer Jaroslav Baštař (1914-1994) aus seiner Zeit von Ende 1948 bis 1959 als zuständiger Seelsorger der Region zwischen Roßhaupt und Haid – mit Sitz im Pfarrhaus Neustadtl am Klinger/Straž – für die Nachwelt aufgeschrieben hat.

In den zwölf Kapiteln über die „zwölf harten Jahre“ erlebt man quasi hautnah und präzise in den Details das anfangs für kurze Zeit hoffnungsvoll aufkeimende religiöse Leben der tschechischen Neubürger oder hört von den wenigen 1948 noch nicht vertriebenen Deutschen, etwa in Neudorf bei Pfraumberg. Hier hält er fest „zur Ehre der Neudorfer“, wie er schreibt, dass sie eigens nochmals alle ihre Häuser säuberten, die Kirche und die Gräber am Friedhof schmückten wie zu Allerheiligen – bevor sie ihre Heimat verlassen mussten.

Man liest vom Treiben der „Goldgräber“ genannten Menschen, die nur aufs Plündern der Häuser aus waren, um sich damit persönlich zu bereichern – und dann wieder verschwanden. Baštař berichtet, wie mehr und mehr der „Würgegriff“ der Kommunisten zu spüren war – gegen die Kirche bzw. die Gläubigen und in allen Bereichen des Lebens: mit Bespitzelung und Hausdurchsuchung, mit dem Verhöhnen religiöser Riten und dem Verdrängen aus der Schule wie der Öffentlichkeit, mit Verhör, Drohung und Druck.

Dazu kam der Kampf mit der Unbill der Natur im Winter, mit den Transportproblemen für Güter und Menschen – einmal fehlten sogar die Seile, um den Sarg ins Grab zu lassen, so dass man sich mit dem Geschirr der Pferde vom Leichenwagen behelfen musste. Den großteils aussichtslosen Kampf zur Rettung von Kunst- und Kulturgütern der verwaisten Gotteshäuser und religiösen Denkmale beschreibt der Pfarrer anhand der Kirchen von St. Apolonia und Godrusch, vom Haider Loreto oder der Kapelle am Pfraumberger Burgberg – und einer Reihe weiterer.

Und man erfährt von den wenigen wahrhaften Zeugen des Glaubens, die trotz allem sich ihre Treue zu Glaube und Kirche nicht rauben ließen.

Durch Zufall gelangte dieser Bericht, den Baštař nach der Wende als Serie in der Zeitschrift „Prameny“ seiner damaligen Gemeinde Kladno-Rozdělov publiziert hatte, in die Hand von Dr. Wolf-Dieter Hamperl, dem Vorsitzenden des Heimatkreises Tachau e.V.

Er hat nun – mit Hilfe diverser Unterstützer und finanzieller Sponsoren (u.a. auch des Sozialwerks der Ackermann-Gemeinde und der AG Würzburg) – den Text auf Deutsch und Tschechisch herausgegeben, mit Fotos aus jener Zeit nach 1946 – als Band 14 der „Schriften zur Tachauer Heimatgeschichte“. Die Bischöfe Holub von Pilsen und Voderholzer von Regensburg – verbunden seit langem in einer Partnerschaft ihrer benachbarten Diözesen – wünschen in ihrem Vorwort, das Werk möge auf beiden Seiten der Grenze die Leser bestärken im Bemühen um Verständigung, Versöhnung und Frieden „auf der Grundlage des Glaubens, den P. Jaroslav nicht müde wurde zu verkünden und mit seinem ganzen Leben zu bezeugen“.

Klaus Oehrlein, AG Würzburg

Wolf-Dieter Hamperl (Hg.)/Jaroslav Baštař: „Ich war zwölf Jahre im Grenzgebiet (1948-1959). Schriftenreihe zur Tachauer Heimatgeschichte Band 14, in Tschechisch und Deutsch, Eigenverlag 2022, 136 Seiten, 42 Fotos.

Das Buch ist ausschließlich direkt bei Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Auberg­straße 21, 83352 Altenmarkt erhältlich für € 17,90 zuzügl. Porto (wolf-dieter.hamperl@online.de).