Happening auf der Moldau

Minister Kulháneks Niederlage, die sich wie ein Sieg anfühlt

„Ich habe verloren, und ich habe sehr gerne verloren“, so die Worte des tschechischen Außenministers Jakub Kulhánek, der sich gegenüber der Ackermann-Gemeinde geschlagen geben musste. Kulhánek hatte im Vorfeld gewettet, dass es der Ackermann-Gemeinde und ihren Mitstreitern nicht gelingen würde, 27 Boote, versehen mit den 27 Fahnen der EU-Mitgliedsländer, auf die Moldau zu bringen.

Doch weit gefehlt. Am Ende tummelten sich sogar 29 Schlauch- und Tretboote vor der altehrwürdigen Karlsbrücke. Wahrscheinlich hätte auch deren Erbauer und Namensgeber, Kaiser Karl IV., über solch ein gelungenes Happening nicht schlecht gestaunt. Der tschechische Außenminister nahm es mit Humor und spendete nach verlorener Wette sehr gerne seinen Wetteinsatz, ein Fass guten böhmischen Bieres.

Obwohl Wettsieger, brachte auch die Ackermann-Gemeinde zur Löschung durstiger Kehlen das bereit gehaltene bayerische Bier zum Einsatz. Passend zum Geschehen erklang durch Musiker der deutsch-tschechischen Kulturwoche „Rohrer Sommer“ mit „Freude schöner Götterfunken“ die Europahymne.

Der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde, Martin, Kastler sieht in dem erfolgreichen Happening auf der Moldau ein klares Bekenntnis zu Europa. Er freute sich auch darüber, wieder in Prag sein zu dürfen, nachdem die Grenzen coronabedingt über Monate gesperrt waren. Bärbel Heinz vom „Rohrer Forum der Ackermann-Gemeinde“ steckte auf ihr Boot die Fahne Dänemarks. Für sie war es eine Ehrensache mitzumachen, da sie voll hinter Europa stehe, betonte sie.

Der Attaché Friedrich Lennkh von der österreichischen Botschaft in Prag wiederum vertrat mit rot-weiss-rot natürlich sein Heimatland auf der Moldau. Europa müsse nach seinen Worten immer wieder aufs Neue gefestigt werden, da es Gefahren in sich birgt und nationalistische Tendenzen in ihm schlummern. Um dagegen ein Zeichen zu setzten, darum habe er sich aufs Boot gesetzt.

Übrigens: Die italienische Fahne flatterte standesgemäß von einer venezianischen Gondel und grüßte damit das goldene Prag, das bekanntlich in der Mitte Europas liegt.

Thilo Wunschel