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Juden im Sudetenland

Es war mein Freund Ota Filip, der mit seinem kritischen Artikel in der Frank­furter Allgemeinen Zeitung uber die 5. Iglauer Konferenz den Anlaß zu Über-legungen gab, die zu dieser Konferenz führten. Seine konkreten Vorwurfe - wir hatten das Thema Holocaust bei den Iglauer Symposien total ausgespart und keine uberlebende Juden zu unserer Konferenz geladen -, mußten wir zwar als unrichtig zurückweisen, die Auseinandersetzung mit seiner Kritik machte uns dennoch bewuBt, daB wir in der Ackermann-Gemeinde dieses Thema vernach-läsasigt haben, und daß „Juden im Sudetenland" kein besonderes Anliegen in un-serem Bemühen um Heilung von Wunden der Vergangenheit war. Dabei liegt doch in der Schuld am Holocaust der Juden aus dem Sudetenland ein Aspekt, der uns Sudetendeutsche in besonderer Weise trifft. Die Diskriminierung und Verfolgung der Juden, die schließlich in die KZ's und in die Gaskammern führte, wurde von Sudetendeutschen aus gruppenegoistischen Gründen in Kauf genommen; denn mit Diskriminierung und Verfolgung von Juden mußte rech-nen, wer sein Schicksal den Händen Hitlers anvertraute. 1938 lagen diesbezüg-liche Fakten aus Deutschland und Österreich bereits auf dem Tisch. Mit dieser Konferenz wollen wir dieses Anliegen ernsthaft aufgreifen.

Wir sind dankbar, Freunde gefunden zu haben, die bereit waren, uns bei die-sem Schritt zu begleiten, die sich als Mitveranstalter dieser Tagung zur Verfü-gung gestellt haben: die Tschechische Christliche Akademie Prag, die Bernard--Bolzano-Stiftung Prag, die Konrad-Adenauer-Stiftung Prag, das Institut für Zeitgeschichte der Akademie der Wissenschaften in Prag.

Mit großer Genugtuung konnten wir bei unserer Konferenz Zeugen jener Endzeit des Zusammenlebens von Juden, Deutschen und Tschechen unter uns begrüßen. Zeugen, die in jener Zeit gelebt, sie miterlebt, - ja, die jene Zeit durchlitten haben. Ich konnte Ihnen sagen: „Ihr seid uns wichtig nicht nur wegen Eurer Erinnerung und Eures Zeugnisses, sondern auch, daß wir vor Euch unsere Entschuldigung für das Versäumnis, Euch übersehen zu haben, ausspre-chen können. Vor allem aber wollen wir unsere Scham und Empörung zum Ausdruck bringen über die Erniedrigung, das Leid und die Verbrechen, welche

Euch und Eurem Volk durch unsere Landsleute zugefügt wurden. Ich bitte um Vergebung! Diese Bitte spreche ich aus, wohl wissend, daß sie eigentlich uner-hört bleiben müßte."

In der Erwartung eines angeregten Diskurses über Gestalt, Ursachen, Zu~ sammenhänge und Folgen des Holocaust in unserer alten Heimat sowie vor allem in der Erwartung neuer Impulse für weitere Schritte im Dienst der Hei-lung von Wunden der Vergangenheit, damit die Narben die Zukunft nicht un-nötig belasten, konnten wir neben unseren Referenten bei unserer Konferenz prominente Persönlichkeiten begrüßen, u. a. den Pritor der Stadt Plzeň, Herrn Zdeněk Prosek, der uns großzügig den Sitzungssaal des Rathauses für unsere Konferenz zur Verfügung gestellt hat, den damals erst designierten Botschafter der Tschechischen Republik in Bonn, Magister František Černý; den Kulturat-taché der Deutschen Botschaft, Herrn Dr. Lorenz Barth als Vertreters des Bot-schafters; und den Vorsitzenden der Landesversammlung der Deutschen in Böh-men, Mähren und Schlesien, Herm Walter Piverka

 

Kategorie: Publikationen
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