„Damit die Seele unseres Kontinents nicht verloren geht“

Glaubensimpulse wollten neben der Vesper zur Eröffnung auch die Gottesdienste an den drei Veranstaltungstagen geben. So hatte jede Eucharistiefeier ein anderes Thema und einen anderen namhaften Hauptzelebranten. Am Freitagmorgenm lautete in der vollbesetzten Liebfrauenkriche das Thema "Glauben lernen“, das der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt den Gottesdienstbesuchern in seiner Predigt näher brachte. Die musikalische Umrahmung hatte erneut der Chor des Rohrer Sommers (Leitung: Stephanie Kocher) und Organistin Katharina Händel.

„Die Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen führt uns heute zusammen“, wandte sich der Görlitzer Oberhirte in seiner Begrüßung an die Mitglieder der Ackermann-Gemeinde und verwies angesichts des Wochentags Freitag auf das Versöhnungswerk Christi durch seinen Tod am Kreuz.

Zum Thema des Gottesdienstes meinte Bischof Ipolt, dass zum Lernen des Glaubens stets auch eine Glaubensprüfung gehöre und sich schnell kläre, ob man „gut katholisch“ ist. Und angesichts des hohen Glaubensverlustes in Ostdeutschland und in Tschechien stellte er die Frage in den Raum: „Kann man Glauben lernen?“

Aus dem Tagesevangelium, in dem Jesus und seine Botschaft von seinen eigenen Bekannten und Verwandten abgelehnt wurde, folgerte der Bischof: „Wir wissen uns mit den Erfahrungen des Unglaubens und Glaubensschwundes in der Nähe des Herrn“. Die Frage, ob man Glauben lernen könne, beantworter Bischof Ipolt mit einem „zögerlichen Ja“, da der Glaube den Christen wie ein Samenkorn in der Taufe geschenkt wurde, das natürlich noch wachsen muss. „Der Glaube wird tiefer, wenn wir ihn als glaubende Menschen sprechen, denken und handeln – kurzum benutzen. So kann man lernen, mehr und mehr zu glauben, das Leben mehr und mehr mit Gott zu leben“, riet der Görlitzer Bischof.

Konkret gab er drei Ratschläge, den Glauben zu lernen und zu vertiefen: Das gläubige Sprechen üben, d.h. sich als hörender und betender Mensch zu entwickeln. „Den Glauben lernt man am besten mit Beten“, war der zweite Tipp, wobei Bischof Ipolt auch eine tiefe Erneuerung des Gebets – sei es in der Familie, in der Gruppe, in der Kirche oder im eigenen Leben – vorschlug. „Nur wer betet, nimmt Gott mit“, so seine These. Und als dritten Rat meinte er, dass der Glaube erst richtig im Tun konkret werde. „Dem Glauben Gestalt geben in seinem Leben und Handeln, wobei das Handeln als Christ Mut und Courage braucht“, konkretisierte der Oberhirte seine Ausführungen. „Der Glaube muss sich jeden Tag neu bewähren und bewahren. Es erfordert Mut, jeden Tag den Glauben zu lernen und zu erfahren“, fasste er seine Gedanken zusammen und zollte der Arbeit der Ackermann-Gemeinde Anerkennung. Diese leiste einen wichtigen Beitrag, „dass die Seele unseres Kontinents nicht verloren geht“.

M. Bauer