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Besuch der orthodoxen Gemeinde Rokycany

In einer Sternfahrt besuchten neun Gruppen Einrichtungen der sozialen und pastoralen Arbeit in der Diözese Pilsen. Unter anderem stellte Pater David Dudáš die orthodoxe Gemeinde Rokycany vor.

 

Mit dem Bus ging es in die kleine Stadt Rokycany. Gleich gegenüber dem Lidl wartete Pater David Dudáš vor der Kirche auf die interessierten Ackermänner und Ackerfrauen. Seine Pfarrgemeinde ist ein Modellprojekt für die Arbeit mit Roma. Er will aber nicht nur über die Roma sprechen, sondern auch allgemein über seine Kirche, bittet er vorher.

Die Kirche wurde im protestantischen Stil im 17. Jahrhundert errichtet. Nach der Schlacht am Weißen Berg fiel sie an die katholische Kirche, die einen Friedhof darum herum anlegte. 1950 wurde der Friedhof aufgelöst, die Kirche verfiel. Zwei Pläne gab es, was aus dem Gotteshaus werden soll, entweder ein Depot des Museums oder eine Halle für Trauungen.

Ab den 1950-er und 70-er Jahren siedelten sich Roma aus der Ostslowakei in Rokycany an. Die meisten der Roma sind orthodox oder römisch-katholisch. Und so wurden auch Gespräche mit der römisch-katholischen Kirche über eine freie Pfarrei geführt. Das Gebäude wurde nach längeren Gesprächen tatsächlich übertragen. Roma begannen mit Restaurationsarbeiten und verschönerten die Kirche. Später halfen auch die Nicht-Roma, erinnerte sich Pater Dudáš. Heute begrüßt er Tschechen, Slowaken, Rumänen, Ukrainer, Russen, Serben und eben auch Roma in seiner Kirche. Pater Dudáš ist selbst Roma.

Die Roma sind in der Tschechischen Republik als nationale Minderheit anerkannt, sie haben ein Recht auf Bildung in der Muttersprache und den Erhalt ihrer Kultur. In Rokycany sind zwei Drittel von ihnen normal arbeitende Menschen. Sie haben eine Wohnung und beziehen Rentenansprüche, alles ist wie bei den Tschechen. Dennoch werden Roma von der Mehrheitsgesellschaft oft als eine sozial zurückgeblieben Gruppe wahrgenommen. Pater Dudáš befürchtet, dass eine Integration wahrscheinlich nie eintreten wird, „egal wie gewaschen und fleißig die Roma sein werden“. Gesehen wird vor allem immer das eine Drittel, dass in Ghettos lebt, statt arbeitet lieber bettelt oder stiehlt.

Auf diese Gruppe zielen Projekte und Hilfsaktionen der Caritas. „Ich weiß schon vorher, was diese Gruppe von der Caritas fordert und erwartet: eine bessere Wohnung und finanzielle Unterstützung. Sie sehen, dass immer jemand kommt und Geld bringt, selbst werden sie ihre Situation nie ändern. Und die Caritas braucht dieses eine Drittel.“

Dudáš wurde nur 15 Kilometer entfernt von Rokycany geboren. Er wuchs auf mit der Idee einer Multinationalen Bevölkerung. Er studierte Theologie in Rumänien und arbeitet seit nunmehr neun Jahren mit der Gemeinde. Er organisiert Begegnungen, Kinderfreizeiten und macht Sozialarbeiten für Angehörige seiner Gemeinde. Das soviele Nationalitäten in seinen Kirchenbänken Platz nehmen freut ihn besonders. Und es gibt ihm Kraft.

Denn Pater Dudáš kennt die Diskriminierungen, die Roma erfahren müssen. Es sei schon häufiger vorgekommen, dass nachts um drei Uhr Rechtsradikale an seine Tür klopfen. Sie fordern ihn dann auf, ganz schnell seine Sachen zu packen, sie wollen ihn aussiedeln. Pater Dudáš ist verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Und das macht ihm Angst. „Wenn ich nicht Verantwortung für meine Gemeinde hier häte, ich weiß nicht, wie lange ich den Druck standhalten könnte“, sagte er. Ein Studienfreund aus Rumänien lebt heute in Kanada. Schon mehrfach hat er ihn dorthin eingeladen. Noch lehnt Dudáš ab.

Text und Fotos: Susanne Beckmann