Christliche Wertearbeit vertiefen
Erstes Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde auf böhmischen Boden
Als „Rückkehr ins Land der Gründungsväter“ bezeichnete der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde Adolf Ullmann das 31. Bundestreffen seines Verbandes in Pilsen – nach der Begründung vieler Freundschaften und zahlreichen Begegnungen in den letzten Jahren und Jahrzehnten ein fast logischer Schritt. Unter den über 500 Teilnehmern konnte er zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche, Verbänden, Einrichtungen und Behörden willkommen heißen. „Wir haben einen großen Schritt gemacht“, sagte Ullmann. Die Gäste im Saal der Měšt'anská beseda klatschen. Am frühen Abend des 1. August wurde mit diesen Worten das 31. Bundestreffen eröffnet.
Alle drei Jahre treffen sich die Mitglieder der Ackermann-Gemeinde. Sie kommen aus Deutschland, Tschechien, der Slowakei und Österreich, eine Frau sogar aus Norwegen. „Über 500 Gäste, das ist Rekord“, sagte Ullmann. Und nie zuvor traf sich die Ackermann-Gemeinde dazu auf tschechischen Boden.
„Wir alle sind Nachbarn und Europäer, viele sind schon Freunde“, machte Ullmann deutlich und betonte die Zukunftsbezogenheit der Behandlung historischer Fragen. „Wir wollen alte Fehler vermeiden, nachbarschaftliche Beziehungen positiv gestalten und enge Verbindung zur Bevölkerung hier. Uns verbindet der Wille auf eine gute deutsch-tschechische Nachbarschaft und auf eine grenzüberschreitende Zivilgesellschaft“, betonte Ullmann und verwies auf die vielen Schritte der Versöhnung vor und nach 1989.
Das viertägige Treffen bis zum Dienstag findet unter dem Motto „Nachbarn, Freunde, Europäer“ statt. Dementsprechend stehen Begegnungen, die Gemeinschaft und das Miteinander an erster Stelle. Europa ist die gemeinsame Heimat. Sie sei aus christlichen Wurzeln gewachsen und müsse sich auch weiterhin mit Hilfe christlicher Werte entwickeln, sagt František Radkovský, Bischof in Pilsen. Er freut sich besonders, dass die Ackermann-Gemeinde für ihr Bundestreffen die westböhmische Stadt ausgewählt hat. „Davon geht ein großes Hoffnungszeichen für unsere Gesellschaften aus“, ist er überzeugt.
Allen Rednern des ersten Abends, neben Ullmann und Radkovský auch Jan Bednář, Vizepräsident der Tschechischen Christlichen Akademie, Ondřej Matějka, Geschäftsführer der Bernhard-Bolzano-Gesellschaft, und Jaromír Talíř, Vorsitzender der Sdružení Ackermann-Gemeinde, ist bewusst, dass sich christliche Werte nicht von allein realisieren. Sie setzen auf eine starke Zivilgesellschaft: Abseits der großen Politik können und sollen Vereinigungen, Verbände oder Initiativen zu der Entwicklung einer Gesellschaft beitragen – so wie die christliche Ackermann-Gemeinde. „Es war einfach, die Stacheldrähte zu beseitigen, es ist aber schwierig, Vorurteile und Meinungen in den Köpfen zu überwinden“, appellierte Talíř an die Anwesenden.
Ullmann hoffe, dass die Tagung nachhaltig-inhaltliche Impulse auf die nachbarschaftliche Verbandsarbeit und eine Ausstrahlung auf die Kirchen in Deutschland und Tschechien hat.
Die Ackermann-Gemeinde wurde 1946 von Heimatvertriebenen aus Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien gegründet, die sich damals wie heute mit ihrer Herkunft verbunden fühlten. Daher liegt ihnen die Verständigung am Herzen. Mit christlichen Wertvorstellungen möchten sie das gemeinsame Europa gestalten.
Text und Fotos: Markus Bauer/Susanne Beckmann