Eröffnungsabend „Wir aus/in Westböhmen“
Westböhmen – und auch die Teilnehmer – stellten sich vor
Bei dem von Rainer Karlitschek (München) moderierten Eröffnungsabend wurden ganz unterschiedliche Aspekte und Fakten im Kontext des Bundestreffens ans Tageslicht gebracht. Bei einem Gespräch mit dem Chef des Tagungshauses war Interessantes über dessen Geschichte zu erfahren. Kurze Gespräche führte Karlitschek mit dem Ehepaar Žid, dem ältesten Ehepaar, den ältesten Teilnehmern aus Tschechien (81 Jahre) und aus Deutschland (86 Jahre). Die jüngste tschechische Teilnehmerin, die achtjährige Teresa, gab als Grund für ihre Teilnahme an: „Weil mein Vater ein Deutscher ist“. Sie nahm am Programm der Kinderbetreuung teil.
Noch nicht artikulieren konnte sich die jüngste deutsche Teilnehmerin, die noch nicht mal ein Jahr junge Antonia Cosima. Die weiteste Anreise – bis aus Norwegen – nahm eine Teilnehmerin auf sich, deren Schwestern und Eltern Mitglieder der Ackermann-Gemeinde sind. „Ich will noch mehr über das deutsch-tschechische Verhältnis lernen“, begründete sie ihre Motivation zur Teilnahme. Deutlich wurde auch, wie viele Teilnehmer beide Sprachen beherrschen oder zumindest die Sprache des Nachbarn erlernen.
Und wer mit böhmischer bzw. egerländischer Volksmusik und Brauchtumspflege bisher noch nichts verbinden konnte, den informierte Richard Šulko mit Tänzen seiner Volkstanzgruppe „Die Målas“ und später noch mit einem Gedicht sowie einem Musikstück, begleitet von seinem Sohn an der Zither. Šulko betonte, dass sowohl die Pflege von Tanz, Musik und Trachten wie auch die Mundart und der Glauben („Die Wallfahrt in Tracht und Mundart war ganz etwas Tolles“) zur Kulturpflege der Deutschen in Böhmen gehört. Schwierig sei jedoch die Weitergabe der Mundart.
Zum Tagungsthema „Europa“ fragte Karlitschek nach der Wahlbeteiligung, Zufriedenheit mit dem Ergebnis und anwesenden Mandatsträgern. MdEP Martin Kastler stellte klar fest: „Es würde mich freuen, wenn endlich auf der Prager Burg die Europafahne gehisst würde und wir wüssten: Wir sind mitten in Europa!“ Zu erfahren war auch etwas über die kirchlich-konfessionelle Konstellation der Teilnehmer, ihr Engagement bzw. ihre Glaubenspraxis – egal ob Priester oder Laien. Und wie könnte es in Pilsen anders sein – auch das Bier und einige Hintergrundinformationen dazu wurden vermittelt.
Zum Schluss setzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein sichtbares Zeichen der Verständigung und Versöhnung: Eine rote Karte wurde mittels Origami-Technik in ein Herz verwandelt – verbunden mit darauf geschriebenen guten Gedanken.
Text: Markus Bauer