Nachbarschaft nur mit Sprachkenntnissen erfolgreich

Jan Sokol fordert Intensivierung des Sprachunterrichts

Zum Thema „Dimensionen der Nachbarschaft“ referierte am Sonntagnachmittag Jan Sokol. Im Anschluss wurde in acht Gesprächsforen aus verschiedenen Perspektiven das Thema „Gestaltung der deutsch-tschechischen Nachbarschaft“ diskutiert.

„Nachbarschaft ist immer eine Beziehung, die gut oder böse ausfallen kann“. So lautete die Eingangsthese des an der Prager Karlsuniversität lehrenden Jan Sokol. Aus einer vor allem anthropologischen Betrachtung lieferte er einen Überblick über die Entwicklung von Nachbarschaft(en) von den wandernden Völkern früherer Jahrtausende bis zur Gründung der Städte, wo sich die Nachbarschaft und Begegnung von Menschen unterschiedlicher Kulturkreise herauskristallisiert hat.

Heute zeichnen sich die Staaten dadurch aus, dass sie ihren Menschen „eine gewisse Rechts-, Lebens- und Gutsicherheit garantieren“. Ebenfalls charakteristisch für heute ist laut Sokol die höhere Mobilität. Doch trotz des Falls des Eisernen Vorhangs seien die Menschen in Europa weitgehend sesshaft geblieben.

Ein Grund dafür sei die Vielfalt der Sprachen und Kulturen, die seit dem 18. Jahrhundert in den Nationalstaaten eine große Rolle spielen. „Die Sprachgrenze ist eine wichtige Tatsache der modernen Zeit. Wo sich die Leute nicht verständigen können, entstehen Nahtstellen und Reibungsflächen“, verdeutlichte Sokol und stellte fest, dass diese Sprachgrenzen meist mit Staatsgrenzen identisch sind.

Sokol appellierte an die Tagungsteilnehmer, eine Integration zu schaffen, „die diese Grenzen ernst nimmt und nicht versucht, diese niederzuwalzen.“ Doch auch eine europäische kulturelle und sprachliche Vielfalt und deren möglichst frühe Erfahrung hält er für wichtig. Grundsätzlich riet er zur Bewältigung folgender drei Aufgaben: Aufbau und Erhalt menschlicher Kontakte; Arbeit für ein besseres Europa mit Orientierung an Zeiträumen über die Wahlperioden hinaus und die Förderung der Mehrsprachigkeit. Der Ackermann-Gemeinde dankte Sokol für ihre langjährige Tätigkeit in diesen Bereichen.

Text: Markus Bauer