Vielfältiges kulturelles Programm beim Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde

Mit der Eröffnung der Ausstellung „Grenze zwischen Zeit und Ewigkeit“ eröffneten die Sdružení Ackermann-Gemeinde und die Ackermann-Gemeinde im Kreuzgang des ehemaligen Dominikanerklosters ihr gemeinsames deutsch-tschechisches Bundestreffen. Als gebürtiger Budweiser freute sich Kulturminister Daniel Hermann, zugleich Vorsitzender der Sdružení Ackermann-Gemeinde, über die Wahl seiner Heimatstadt als Tagungsort. „In dieser Kirche habe ich wunderschöne Momente meines Lebens erlebt. Und diese Ausstellung ist auch wunderschön – ich spüre etwas ganz Persönliches, weil ich zum Teil auch im Böhmerwald gelebt habe“, blickte Hermann zurück. Er erinnerte auch an die historischen Gedenken von heuer und im letzten Jahr, in deren Rahmen auch das Bundestreffen eingebettet sei. Angesichts der Wende 1989/90 meinte er, dass Freiheit ein großer Raum sei, „der gefüllt werden muss – das ist unser Auftrag, ja unsere Mission.“ Ähnlich äußerte sich auch der Budweiser Generalvikar Monsignore Adolf Pintíř in seinem Grußwort. „Unsere Aufgabe lautet: Weg von den Grenzen, überwinden wir die Grenzen!“

Die Hintergründe dieser Ausstellung erläuterte Anna Knechtel, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Adalbert Stifter-Vereins. Die Ausstellung basiert auf Fotos von Friedhöfen vor allem im deutsch-tschechischen Grenzraum aus den Jahren 2002/03 – damals wurden in Tschechien Friedhöfe umgestaltet, die Bilder dokumentieren also auch gewissemaßen Geschichten einzelner Menschen. Seit elf Jahren ist die Ausstellung in Deutschland und Tschechien immer wieder zu sehen – mit Darstellungen von ganzen Friedhöfen, einzelner Gräber und aus verschiedenen Regionen. „Es ist ein Thema, das die Menschen bewegt“, fasste Knechtel zusammen. Die musikalische Umrahmung der Vernissage oblag dem Flötenensemble der deutsch-tschechischen Kulturwoche „Rohrer Sommer“.

Das Terzett der deutsch-tschechischen Kulturwoche „Rohrer Sommer“ - Stephanie Kocher (Viola), Simon Ullmann (Violincello), Irina Ullmann (Cembalo) – bestritt einen weiteren Höhepunkt im kulturellen Programm, nämlich das Konzert „Hudební – Gastarbeiter der Musik“. Als Veranstalter fungierte die Stiftung Ackermann-Gemeinde, die zuvor auch einen Empfang gab. Dabei erläuterte der Stiftungsvorsitzende Diakon Philipp Werner die Aufgaben der Einrichtung, nämlich das Wissen über die Wurzeln und die Geschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien auch in Zukunft, d.h. an die nächste Generation zu vermitteln, damit die Arbeit der Ackermann-Gemeinde zu unterstützen und für die Zukunft zu sichern. Den bisherigen (Zu)Stiftern sprach er seinen Dank aus und ermunterte dazu, weitere Stifter zu finden. „Die Zukunft Deutschlands und Tschechiens braucht Menschen wie Sie. Sie leisten einen Beitrag für eine leuchtende Zukunft“, fasste Werner zusammen und betonte die Notwendigkeit, aus christlichem Geist zu handeln.

Die Stiftung Ackermann-Gemeinde fördert u.a. kulturelle Aktivitäten und bot daher das Konzert mit Werken von Georg Philipp Telemann, Johann Andreas Colizzi, Václav Spourný und Václav Pichl. Auch aber aus dem Grund, zum Miteinander von Deutschen und Tschechen beizutragen. Den vier Komponisten war übrigens gemeinsam, wie Werner in seiner Moderation erläuterte, dass sie ihre Heimatländer und -regionen verließen und an anderen Stätten und Stellen wirkten.

Gleichermaßen auf die Komponisten wie auf die „authentische Aufführungspraxis auf historischen Instrumenten“ ging Werner in seiner Moderation ein und begründete damit auch das vor jedem Stück notwendige neue Stimmen der Instrumente. „Aufgrund dieser Aufführungspraxis sind die Stücke so zu hören, wie sie vermutlich schon vor 200 Jahren zu hören waren“, erläuterte der Stiftungsvorsitzende. Und Stephanie Kocher sowie Irina und Simon Ullmann trugen diesem in ausgezeichneter Weise Rechnung.

Wer sich mit klassischer Musik nicht anfreunden konnte, für den/die gab es ein Jazz-Rock-Konzert mit der Band ONI aus Budweis im „Jazz & Blues Club Highway 61“ im Kulturhaus Slavie.

 

Anlässlich des Bundestreffens wurden vier Ausstellungen gezeigt. Aber auch das klassische Konzert am Freitagabend in der Klosterkirche Mariä Opferung, präsentiert von der Stiftung Ackermann-Gemeinde, war ein Höhepunkt.

„Grenze zwischen Zeit und Ewigkeit“ (Adalbert-Stifter-Verein, Klosterkirche Mariä Opferung)

„Wege der Diskriminierung“ (Antikomplex & Ackermann-Gemeinde; Bib. Theologische Fakultät)

„Das Zusammenleben von Tschechen und Deutschen in den 1940er Jahren“ (Schüler des Jirsík-Gymnasiums in Budweis und des Schumann-Gymnasiums in Cham, Café Klub Slavie)

„Ackermann-Gemeinde. Deutsche - Tschechen - Slowaken. Christsein in Europa“ (Open-Air-Ausstellung, náměstí Přemysla Otakara II.; Marktplatz)

 

Markus Bauer