Plädoyer für die Vertrauensgesellschaft
Zum 25. Mal kamen am Wochenende vor Ostern Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Tschechien, Deutschland und anderen mitteleuropäischen Ländern zum "Dialog in der Mitte Europas" zusammen. Das diesjährige Brünner Symposium fragt nach den Chancen und Herausforderungen der Flüchtlingskrise. Dabei lenkte es vorallem den Blick darauf, was der Umgang damit über die eigenen Gesellschaften aussagt.
Auf beachtliches Publikumsinteresse stieß in diesem Jahr das 25. Brünner Symposium der Ackermann-Gemeinde und der Bernard-Bolzano-Gesellschaft, zu dem sich vom 18. bis 20. März 2016 in Brno (Brünn) über 300 Personen zusammenfanden. Das Konferenzthema hätte in diesem Jahr nicht aktueller gewählt werden können, denn unter dem suggestiven Titel „Wie viel Vielfalt vertragen unsere Gesellschaften?" diskutierten die Podiumsgäste und Konferenzteilnehmer aus Deutschland, Tschechien, Österreich, Polen und der Slowakei engagiert und kontrovers über die derzeitige Flüchtlingskrise in Europa.
Gemein war allen Diskursen der unbedingte Wille zum gemeinsamen europäischen Dialog - Veranstaltungen wie diese seinen unbedingt notwendig und äußerst wichtig, um miteinander sprechen zu können anstatt übereinander zu reden.
Wie bei allen bisherigen Brünner Symposien zeichnete sich die Veranstaltung vor allem dadurch in einer besonders angenehmen Weise aus, dass sie den Podiumsteilnehmern ausreichend Zeit gab, ihre Argumente voll auszuführen und somit fachlich weit intensivere Diskussionen zu ermöglichen als zum Beispiel in Fernsehshows üblich.
So sprach der Wiener Theologe Paul M. Zulehner ein beeindruckendes Plädoyer für eine gemeinsame europäische Vertrauensgesellschaft aus, die die bisherige Angstgesellschaft verdrängen müsste. Die tschechische Ombudsfrau Anna Šabatová setzte sich hingegen dafür ein, dass wir in der Flüchtlingskrise nicht unseren Verstand und unsere Seele verlieren dürften. Der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde Martin Kastle, zeigte wiederholt auf, wie vielfältig die Diskurse in den mitteleuropäischen Gesellschaften verliefen und das der deutsche Blick auf die mittelosteuropäischen Zivilgesellschaften oft viel zu kurz greife. Auch der Bundestagsabgeordnete und ehemalige Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Christoph Bergner, mahnte ein mehr an europäischen Miteinander bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise an. Zugleich zeigte er Verständnis für Merkels Entscheidung zu den Flüchtlingen in Budapest im September 2015. Persönliche Akzente setzte der Buchautor Hassan Ali Djan, der sehr authentisch über seine lebensgefährliche Flucht nach Deutschland und den Schwierigkeiten seiner Integration in Deutschland sprach.
Die überaus zufriedenen Symposiumsteilnehmer nahmen auf jeden Fall viele Impulse wie Anregungen nach Hause - und auch im kommenden Jahr, beim dann 26. Brünner Symposium wird es sicher wieder spannend werden.
ag
Zum Foto: Zum 25. Symposium gab es eine Torte (v.l.): Österreichs Botschafter in Prag Dr. Alexander Grubmayr, Tschechiens chrsitdemokratischer Kulturminister Daniel Herman, AG-Bundesvorsitzender Martin Kastler, Tschechische Botschafter in Berlin Tomáš Podivínský, Brünns Oberbürgermeister Petr Vokřál, der deutsche Botschafter in Prag Dr. Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven, der Vorsitzende der Bernard-Bolzano-Gesellschaft Dr. Matěj Spurný, Dr. Tomáš Kafka aus dem Prager Außenministerium und der Repräsentanz der Ackermann-Gemeinde in Prag Msgr. Anton Otte.
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