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Hauptversammlung 2010

In großer Harmonie vollzog die Ackermann-Gemeinde bei ihrer Hauptversammlung in Nürnberg einen kompletten Generationswechsel. Der 35jährige  Schwabacher Europa-abgeordnete Martin Kastler wurde einstimmig zum neuen Bundes-vorsitzenden des katholischen Laienverbandes gewählt. Er löst damit Adolf Ullmann (67) ab, der seit sechs Jahren an der Spitze der Ackermann-Gemeinde stand. Kastler ist seit 2004 Mitglied im Bundesvorstand der Ackermann-Gemeinde und sozialpolitischer Sprecher der CSU im Europaparlament. Als Vorsitzender der Ackermann-Gemeinde sieht er sich in der Tradition seiner Vorgänger, des aus dem Sudentenland stammenden früheren Bayerischen Sozialministers Hans Schütz sowie des langjährigen Präsidenten der früheren Bundesanstalt für Arbeit Josef Stingl.

Auch im Amt des Geistlichen Beirats gab es einen Wechsel, der 49jährige Prof. Dr. Albert-Peter Rethmann (Münster/Frankfurt a.M.) folgt auf Msgr. Anton Otte (70), der das Amt ganze 19 Jahre ausübte. Auch Rethmann wurde ohne Gegenstimme gewählt.

Damit stehen an der Spitze des katholischen Laienverbandes erstmals zwei Personen, die nicht der Vertriebenen-Generation angehören. Die 1946 von aus dem Sudetenland vertriebenen Katholiken gegründete Ackermann-Gemeinde setzt sich für die Aussöhnung zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken ein. Kastlers Familie stammt mütterlicherseits selbst aus Böhmen. Der gebürtige Nürnberger Martin Kastler, studierte in Erlangen und in Prag, wo er auch Tschechisch lernte und unter Václav Havel in der Präsidentenkanzlei arbeitete. 2001 heiratete er in der „Goldenen Stadt“ seine aus Mähren stammende Frau, seine beiden Söhne wachsen zweisprachig auf.

Bei seiner Vorstellung sagte der CSU-Politiker, er wolle künftig noch mehr in die Zukunft blicken. „Die Vertreibungsgeschichte ist unsere gemeinsame Identität in der Ackermann-Gemeinde. Aus der Geschichte ziehen wir die Konsequenz, entschieden für Versöhnung und Freundschaft in ganz Europa einzutreten – ohne Vorbedingungen.“ Kastler plädierte dafür, sich künftig weiter zu öffnen und auch in andere europäische Nachbarländer Kontakte und Freundschaften zu knüpfen. Er erinnerte zudem die Delegierten daran, dass die Ackermann-Gemeinde vor allem ein christlicher Sozialverband sei und hier vielfältige Aufgaben in Deutschland und Europa warten. Erst kürzlich trat die Ackermann-Gemeinde als einer   der ersten Verbände, der von Kastler initiierten Kampagne für einen europaweiten Schutz des Sonntags bei, die mittlerweile schon rund 11.000 Anhänger zählt.

Rethmann betonte bei seiner Vorstellung, dass er keinerlei Vertreibungshintergrund in seiner Familie habe. Aber der Diözesanpriester aus Münster lehrte sechseinhalb Jahre lang als Theologieprofessor an der Karlsuniversität in Prag und kehrte Tschechien nur ungern den Rücken. Seit 2009 ist Rethmann Gründungsdirektor des Instituts für Weltkirche und Mission an der Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main.

Rethmann beschäftigt sich seit Mitte der 90er Jahre intensiv mit Osteuropa. Dem Bundesvorstand der Ackermann-Gemeinde gehört er wie Kastler seit 2004 an. Vor sieben Jahren gründete er an der Universität in Prag das Zentrum für Migrationsstudien. Kastlers Vorgänger Adolf Ullmann aus Würzburg fungierte seit 2004 als Bundesvorsitzender. Msgr. Anton Otte war seit 1991 Geistlicher Beirat auf Bundesebene. Seitdem ist er auch Leiter der Arbeitsstelle der Ackermann-Gemeinde in Prag, dieses Amt wird er auch weiter ausführen. Überhaupt versprachen das ehemalige Führungsduo, dass sie auch weiterhin kräftig in der Ackermann-Gemeinde mitarbeiten wollen.

Kastler dankte Ullmann und Otte für „ihr vorbildliches Engagement in der Ackermann-Gemeinde und ihren wertvollen Beitrag zur Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen.“ Kastler lobte auch den reibungslosen Generationswechsel, der vorbildhaft sei. Denn der gesamte Bundesvorstand war aus eigenem Antrieb zurückgetreten, um ein deutliches Zeichen der Ackermann-Gemeinde für die Verjüngung zu setzen. „Damit wird auch deutlich, dass es eine gewisse Akzentverschiebung des größten katholischen, sudetendeutschen Verbandes gibt“, so Kastler „der sich künftig noch mehr über eine gemeinsame europäische Zukunft definieren will, als vorwiegend über die Vergangenheit“. Zu Kastlers Stellvertretern wurde Herwig Steinitz aus dem Bistum Limburg, Dorothea Schroth (Erzdiözese München-Freising) und Dr. Gerburg Thunig-Nittner aus der Erzdiözese Berlin gewählt.

Eine Übersicht über den neugewählten Bundesvorstand finden Sie hier.

Der Ehrenvorsitzende der Ackermann-Gemeinde, Dr. Walter Rzepka, dankte im Namen des scheidenden Bundesvorstandes Adolf Ullmann und Msgr. Anton Otte für ihr langjähriges Wirken an als Bundesvorsitzender und Geistlicher Beirat. Seinen Dankesworten folgte die Übergabe von "etwas-Ruhe-Kissen".

Der Leiter der Arbeitstelle für Verteibenen- und Aussiedlerseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, Franz Herzog, würdigte in einem Grußwort - auch im Namen von Weihbischof Dr. Reinhard Hauke - die Wirken von Adolf Ullmann und Msgr. Anton Otte und überbrachte seine Gratulation an die neugewählte Spitze der Ackermann-Gemeinde.

Die die tschechische Schwesterorganisation Sdružení Ackermann-Gemeinde mit Sitz in Prag kamen der Vorsitzende Jaromír Talíř sowie seine Stellvertreterin Helena Faberová nach Nürnberg. Vizekulturminister Talíř wandte sich mit einem Grußwort an die Hauptversammlung.