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Ein Streitgespräch über den Sinn von Leben und Sterben. Die große Prosadichtung (um 1400) gilt als eines der bemerkenswertesten Werke der deutschen Literatur am Wendepunkt zwischen Mittelalter und Frühhumanismus. Der dramatische Verlauf des Dialogs über Hoffnung und Leid, über die ewige Sehnsucht nach Glück und die Vergänglichkeit des Irdischen bringt auch heutige Zuschauer zum Nachdenken über die letzten Fragen menschlicher Existenz.

Theatertournee

18.10.  Bamberg  16.30 Uhr
Franz-Ludwig-Gymnasium, Aula, Franz-Ludwig-Straße 13
Es lädt ein: Ackermann-Gemeinde in der Erzdiözese Bamberg

 

24.10.  Würzburg  19.30 Uhr
Franziskanerkirche, Franziskanergasse 7
Kooperationspartner: Ackermann-Gemeinde Diözese Würzburg, Katholische Akademie Domschule Würzburg

 

25.10.  Frankfurt am Main  19.30 Uhr
Kirche St. Hedwig, Elsterstraße 18
Es laden ein: Ackermann-Gemeinde Diözese Limburg, Hedwigsforum Frankfurt

 

26.10.  München  17.00 Uhr
ehem. Karmeliterkirche, Karmeliterstraße 1
Grußwort: Domkapitular Msgr. Thomas Schlichting, Erzbischöfliches Ordinariat München
Einführung: Rainer Karlitschek, Dramaturg, München
Den Flyer zur Münchner Aufführung finden Sie hier.

 

2.11.  Prag (CZ)  16.00 Uhr
Kirche Emmaus-Kloster, Vyšehradská 49
Es laden ein: Deutschsprachige Katholische Gemeinde Prag, Österreichisches Kulturforum Prag, Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren, Sdružení Ackermann-Gemeinde Prag
Den Flyer zu Prager Aufführung finden Sie hier.

 

15.11. Schwäbisch Gmünd  17.00 Uhr
Heilig-Kreuz-Münster, Münsterplatz 15
Es laden ein: Ackermann-Gemeinde Diözese Rottenburg-Stuttgart, Tschechisches Zentrum München
Der Flyer hier zum Download

 

16.11.  Regensburg  17.00 Uhr
St. Bonifaz, Killermannstraße 26
Grußwort: S.E. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, Regensburg
Kooperationspartner: Ackermann-Gemeinde Diözese Regensburg, Katholische Erwachsenenbildung Regensburg

 

Flyer zur Theatertournee zum Download.

Dinah Politiki (Margaretha, Tod)

wurde 1964 in München geboren. Nach dem Abitur studierte sie Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft an der LMU in München. Sie absolvierte ihre Schauspiel-ausbildung in München und schloss die Ausbildung zur Theaterpädagogin (BuT) an der Theaterwerkstatt in Heidelberg ab. Es folgten Theaterengagements an den Schauspielbühnen Stuttgart, dem Theater auf der Aal in Aalen, dem Vogtlandtheater in Plauen, dem E.T.A.-Hoffmann-Theater in Bamberg und sowie an den Burgfestspielen in Bad Vilbl.

Dinah Politiki ist als Schauspielerin und Regisseurin tätig, als Sprecherin für den Rundfunk, sowie als Schauspieldozentin und Theaterpädagogin. Sie lebt in Stuttgart.

Jan-Sandro Berner (Ackermann, Stimme Gottes)

wurde 1961 in München geboren. Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Photographen, absolvierte seine Schauspielausbildung in München und studierte Theaterpädagogik (BuT) an der Theaterwerkstatt in Heidelberg.

Es folgten Theaterengagements ans Theater der Jugend in München, ans Tortumtheater Sommerhausen, an die Schauspielbühnen Stuttgart, ans Stadttheater Landshut, ans Vogtlandtheater in Plauen, an das E.T.A.-Hoffmann-Theater in Bamberg und an die Burgfestspiele Bad Vilbl. Jan-Sandro Berner arbeitet als Regisseur und Schauspieler, als Theaterpädagoge und als Schauspieldozent für die Theaterakademie in Stuttgart. Demnächst ist er auf der Bühne des Stadttheaters Weilheim zu sehen.

Einführung von Rainer Karlitschek

600 Jahre ist er nun tot, der Autor eines kurzen, aber immens wichtigen Textes: Johannes von Tepl, doch seine Schrift „Der Ackermann und der Tod“ hat nichts eingebüßt von seiner Relevanz. Grund genug, im Jahre 2014 erneut eine Dramatisierung zu wagen, die in diesem Herbst organisiert von der Ackermann Gemeinde auf Tour geht. Das Gedenkjahr soll Anlass bieten, sich erneut mit dem Text auseinanderzusetzen, denn es lohnt noch immer.

Atemlos beginnt das Werk, kommt ohne Umschweife zur Sache – und diese Sache hat es in sich: „Grimmiger Zerstörer aller Länder, schädlicher Verfolger aller Welt, grausamer Mörder aller Leute, Ihr Tod, Euch sei geflucht!“ Ein unerhörtes Wagnis – ein Mann sucht den direkten Konflikt mit einer Macht, die er als Mensch nie wird beeinflussen können, über die er nie wird herrschen können und die er als schrecklich, brutal und entsetzlich empfindet: den Tod. Der Mann spricht ihn als personifizierte Macht direkt an und beginnt eine Schmährede voll von Wut, ja Hass. Und das wahrlich Unerhörte geschieht: Der Tod antwortet, setzt sich ohne Not den Anschuldigungen des Fluchenden aus.

16 Mal wird der Mann den Tod ansprechen, 16 Mal wird der Tod sich auf den Streit mit dem Menschen einlassen, wird ihm Widerrede geben, bis schließlich Gott sein Urteil fällt und der Mann in einem abschließenden Gebet das Urteil annimmt. Doch das Gedankenexperiment eines Dialoges zwischen einem Menschen und dem Tod ist vor allem deswegen so unerhört und unglaublich, weil es Gott mit einbezieht und in diesem Sinne auch einen Angriff auf die Autorität des höchsten Richters darstellt. Ja, es ist ein Dialog zwischen Mann und Tod, aber die Klage ist indirekt auf Gott gerichtet. Denn entscheidend ist nicht die Tatsache, dass jemand den Tod beklagt und verflucht, sondern dass er von Gott verlangt, er möge ihn richten. Ein Geschöpf Gottes wird in seiner Berechtigung angezweifelt, was indirekt also auch Gott selbst betrifft. Gott ist gefordert.

Es ist ganz erstaunlich, wie weit der Ackermann respektive der Autor geht. Denn das letzte Wort hat nicht Gott, auch wenn er den Streit schlichtet und den Dialog beendet. Nein, das letzte Wort hat der Ackermann in einem großen Lobpreis auf den HERRN. Das scheint natürlich und wurde zumeist gedeutet als einwilligendes Akzeptieren des Todes seiner geliebten Gattin durch den Ackermann. Der Ackermann lobt Gott und bringt all seine rhetorische Macht auf, um die Größe Gottes auch nur weit genug strahlen zu lassen – doch damit endet er nicht. Das Lob mündet in einem Pakt mit Gott. Und so legt der Ackermann Gott dringend nahe, seine Frau möge das Glück des Paradieses genießen – kein Wort von Hölle, Sünde oder anderen Einschränkungen: „Gönne ihr, gnadenreicher Herr, sich in Deiner allmächtigen und ewigen Gottheit Spiegel ewig zu beschauen, zu erkennen und zu erfreuen, wo alle Engelschöre ihr Licht gewinnen!“ Nein, die Akzeptanz des Todes ist für den Ackermann ein emanzipativer Akt in seiner Beziehung zu Gott.

Dass die Ackermann-Gemeinde 1946 Johannes von Tepls Text in den Namen aufnahm, scheint mutig und klug zugleich zu sein, bot doch der Text eine Handlungsoption angesichts der eigenen Leiderfahrung nach dem II. Weltkrieg. Verlust der Heimat und Annahme der neuen Heimat, der Dialog mit Gott – das beseelte die Gründungsväter der Ackermann-Gemeinde. Kein stilles Leiden, kein einfaches Hinnehmen der Verlusterfahrung, kein Rückzug in die Nischen unbewältigter Trauer, nein, ein Ja zur neuen Situation.